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Backpackers Thailand

Pattaya, mandeläugige Bar-Mädchen, Massagesalons: was will man als Frau in Thailand - häufige Reaktion zum Reiseziel Thailand. Ganz anders als die Vorstellungen der Katalogurlauber das Thailand der Rucksackreisenden: 2000 km abwechslungsreiche Landschaft, vom Wandern im Norden, wie im österreichischen Hochsommer, bis zum Kokospalmenstrand aus der Bounty-Reklame im Süden. Dazu Nationalparks, Tempel, Shopping und in der Mitte Bangkok, versmogt, verstopfte Straßen, Chaos für die einen; lebendig, Einkaufsparadies, voller exotischer Gerüche und Eindrücke, eine der schönsten Städte der Welt für die anderen. Bangkok

Schon der Weg vom Flughafen zur Khao San Road, Anlaufstelle der Low Cost Traveller aus aller Welt, führt in eine andere Welt: ein schmächtiger Thai mit Gummilatschen fährt den altertümlichen überfüllten Bus mit halsbrecherischen Bremsmanövern durch die vierspurigen Straßen. Motorräder und Tuk-Tuks, die offenen 3-rädrigen Stadttaxis, mogeln sich in die engsten Lücken. Überall am Straßenrand fliegende Garküchen, Obststände und Klamotten.

Unterkünfte gibt's en masse, meist wird man gleich angesprochen und zur Besichtigung mitgeschleppt, ein Doppelzimmer mit Ventilator gibt es schon ab 8 - 10 Euro. Ein 3-Sterne Hotel sollte man allerdings nicht erwarten, durch die Dusche kann auch schon mal eine Kakerlake huschen. Das Essen in den Guesthouses umfasst abgemilderte Thaiküche aber auch Spaghetti, Omelette, evtl. ein Steak. Eingeschworene Fleischesser, z.B. viele Australier, leben in Thailand entbehrungsreich und teuer.

Der Kenner geht gleich zu den Straßenküchen oder einheimischen Restaurants und sieht sein Essen im Wok brutzeln. Zum Nachtisch dann exotischer Obstgenuss: frische Ananas, Papaya, Wassermelone, mundgerecht geschnitten aus eisgekühlten Wägelchen. Beim Bummel entlang der Straßenstände Früchte, die ich noch nie gegessen hatte: Jackfruit, Pomelo, Rambutan, Mango. Dazwischen fettgebackene Krapfen, gebratene Spießchen, getrockneter Fisch, kandiertes Obst und natürlich die berühmten Thai-Imitate von Benetton, Lacoste, Esprit, Rolex- und Cartier-Uhren, Raubkopien der neuesten Top-Hits.

Wat Phra KeoAber Bangkok bietet natürlich auch Kultur: Hunderte von buddhistischen Tempeln, allen voran der Wat Phra Kaeo, der berühmte Königspalast, eher eine prunkvolle Tempelstadt. Eindrucksvoll aber voller Touristen, die meisten Tempel darf man nur von außen bestaunen, sehr schön die endlosen farbenprächtigen Wandgemälde mit Darstellungen aus dem Ramayama. Zu den bekanntesten Tempeln zählt der Wat Po mit dem "Sleeping Buddha", unfotogen eingequetscht in eine Säulenhalle, die Spitze der Kopfbedeckung ragt durch ein Loch in der Decke. Vom Wat Arun ein guter Blick über den Fluss auf Bangkok. Aber letztlich waren es die kleinen, stillen Tempel am Straßenrand, die mir am besten gefielen mit ihren Eindrücken vom ungezwungenen lebensfreudigen Verhältnis zur Religion. Unvergesslich die leuchtend orange gewandeten Mönche, die im Tempel vor dem Fernseher hockten und einen Zeichentrickfilm sahen.

Thai KlongNach dem Trubel von Chinatown und dem indischen Viertel bringt eine Klongfahrt mit dem Linienboot gerade die richtige Entspannung. Schon nach einigen Minuten wähnt man sich weit auf dem Lande. Pfahlhütten am Ufer, Frauen, die im Fluss Geschirr spülen oder Wäsche waschen, andere nehmen ein Bad oder putzen sich die Zähne, der Fluss ersetzt hier das Badezimmer. Dafür auf jeder Hütte wie überall im Land eine dicke Fernsehantenne, denn dies ist ein nationales Bedürfnis. In jedem Überlandbus läuft der Fernseher mitden eintönigen Seifenopern, durchtränkt von blutig metzelnden Samuraigestalten und rettungsbedürftigen oder intriganten weiblichen Schönheiten. Alles auf Thai versteht sich, hier lockt kein amerikanischer Film das Publikum.

Mit der Sprache ist das auch so eine Sache. Englisch versteht fast jeder, zumindest 3 Sätze: "What's your name?", "Where you come from?", "Where you go?". Und das fragen dann auch alle, irgendwann nervt's. Der Rest der Verständigung gerade auf dem Land ist aber dank Fingerzeigen und Hilfsbereitschaft auch kein Problem. Bloß zeige nie einem Thai eine Landkarte, er stellt sie garantiert auf den Kopf, zeigt auf irgendeinen Punkt und sagt immer ja, denn Helfen ist Ehrensache.

Die Weiterreise gestaltet sich aber völlig problemlos, denn jedes dritte Haus in der Khao San Road betreibt eine Reise-Agentur, die zu Spottpreisen Nachtfahrten mit Aircon-Bussen (Pullover nicht vergessen!) zu jedem halbwegs bekannten Touri-Ziel anbietet. Bis Chiang Mai im Norden sind es knapp 800 km, bei den gut ausgebauten Straßen in einer Nacht zu bewältigen. Dort ist das Einkaufszentrum für Seide, Silber, Lackwaren, geschnitzte Möbel, Fächer usw., gleichzeitig aber auch Ausgangspunkt für die beliebten "Trekking- Touren". Sportliche Naturen würden sie wohl eher als Wanderungen bezeichnen. Übliches Programm, an jeder Ecke angeboten, ist eine 3-tägige Tour mit Führer: Wanderungen zu den Bergstämmen, Übernachtung in deren Dörfern, Elefantenreiten und feuchtfröhliche Bambusfloßfahrt.

NordthailandWir haben unsere Tour in Pai gemacht, einem fast verschlafenen kleinen Nest, landschaftlich reizvoll gelegen und auch geeignet für eigene Trips per geliehenem Motorrad, Mountainbike oder per pedes. Unser Guide sprach halbwegs englisch, war stets gut aufgelegt und machte auch individuelle Touren für 3 Personen, außerdem kochte er vorzüglich. Beim Floßfahren gibt es dann schon mal Blasen an den Händen und kleinere Wasserfälle oder Stromschnellen dürfen auch nicht schrecken. Wer mehr Zeit hat, kann sich auch bei Thaton ein eigenes Floß kaufen und auf dem Mae Kok selber schippern.

Noch weiter nördlich dann das Goldene Dreieck, berühmt berüchtigtes Opiumgebiet an der Grenze zu Burma und Laos, schöne Ausblicke, aber die gibt's anderswo auch ohne Touristen. Opium wird hier von den Bergstämmen weiter angebaut, während der Trekkingtour kommt nicht selten abends der "Opium Man" in die Hütten, mit geschultertem Gewehr (angeblich gegen die wilden Tiere?!) und bietet seine Pfeifchen an. Eine gute Gegend für Motorradtouren, ein lohnenswertes Ziel war auch Mae Sai mit der "schönsten Bungalowanlage im Norden Thailands", und hier hatte der Reiseführer mal nicht übertrieben.

Insel-ParadiesKontrastprogramm dann im Süden, Kokospalmen, Fischessen, Sonnenbrand nahe dem Äquator. Ko Phi Phi an der Westküste nahe Phuket war einmal die Trauminsel. Zwei Inselhälften, verbunden durch eine schmale Landzunge, Korallenriffe zum Schnorcheln und Tauchen, der Blick vom Viewpoint auf die leuchtend blaue Lagune sieht auch in Natura aus wie auf den Postkarten. Dann kamen die Luxusanlagen für Pauschaltouristen, und statt der kleinen Hütten die teuren klimatisierten Zimmer mit der verglasten Veranda und verdrängten die Fischer und die kleinen abgelegenen Buchten, in denen auf Zuruf die angeleinten Affen Kokosnüsse pflücken. Auch beim Aufbau nach dem Tsunami wird vor dieser Traumkulisse sicherlich nicht wieder das ursprüngliche beschauliche Idyll entstehen, dafür gibt's hier einfach zu viel zu verdienen. Autos gibt es hier übrigens nicht, einziges Verkehrsmittel sind Boote.

Viele bevorzugen mittlerweile die abgelegeneren Buchten bei Krabi an der Küste oder fahren weiter nach Ko Lanta. Wer wissen will, wie es an den Hauptstränden auf der Halbinsel Phuket aussieht, kann gleich nach Arenal auf Mallorca fahren. Aber selbst auf Phuket soll es noch entlegene idyllische Strände geben.

SüdthailandUnsere Insel war Ko Phangan an der Ostküste, neben der bekannteren Ko Samui. Schon bei der Überfahrt belagerten uns potentielle Vermieter mit Fotoalben ihrer Hüttenanlagen, da fällt die Wahl schwer. Dann lagen wir unter Palmen oder in der Hängematte neben unserer Pfahlhütte, 5 m vom Wasser entfernt, und sinnierten über die Wahrscheinlichkeit herunterfallender Kokosnüsse. Oder wir rafften uns auf zur Erkundung kleiner Wasserfälle, zum Picknick auf dem Viewpoint, wir bummelten über die Dorfstraße, gesäumt von Ständen mit kulinarischen Köstlichkeiten, bunter Baumwollkleidung und Batikstoffen. Ein Erlebnis auch die Fahrten per Motorradtaxi über die holprig staubigen Straßen: ein Fahrer, zwei Fahrgäste, zwei große Rucksäcke, "no problem". Die meisten Motorräder in Thailand sind ohnehin gleich standardmäßig mit drei Fußrasten ausgerüstet und befördern vierköpfige Familien im dichtesten Stadt-Verkehr.

KanchanaburiNur zwei Zugstunden von Bangkok entfernt wieder eine andere Welt in Kanchanaburi am River Kwai, nicht Drehort aber Originalschauplatz der Geschehnisse aus dem bekannten Film "Die Brücke am Kwai". Die echte Brücke am Kwai und der Kriegsgräberfriedhof geben noch heute Zeugnis dieses Geschehens, an das jedes Jahr im November mit einem eindrucks- vollen Licht- und Ton-Spektakel erinnert wird. Bester Beobachtungs- Posten hierbei ist ein Platz direkt vor der Brücke auf einem der Speedboote, deren rasante wasserspritzende Fahrt man sich auch sonst nicht entgehen lassen sollte. Geruhsamer ist die Fahrt auf den "Hausbooten", offene schwimmende Hütten, die von einem Speedboot geschleppt werden. Ein beliebtes Wochenendvergnügen der Thais ist ein großer Ausflug auf ganzen Kolonnen aneinandergehängter Hütten, 5-8 in Reihe sind keine Seltenheit. Da sitzen dann in dem einen kartenspielende ältere Männer, im nächsten schwatzende Frauen, eine Hütte gleicht einer Picknicklandschaft, laufend verpflegt von den kleinen schwimmenden Garküchen, die überall auf dem Fluss pendeln. Mindestens eine Hütte beherbergt die Disco mit laut schallenden thailändischen Popsongs, die sich schon bald als Ohrwürmer einnisten. "Sanuk", das bedeutet Spaß, ist eines der wichtigsten Wörter der thailändischen Sprache und verkörpert die Lebenseinstellung dieser Menschen, die auch bei der Arbeit Lebensfreude ausstrahlen, sich nicht drängeln lassen, meistens lächeln und ihr Leben auch mit weniger materiellen Besitztümern offensichtlich mehr genießen als unsereins. Die Fluss-Partys zeigen diese Seite des thailändischen Wesens ebenso deutlich, wie der LKW auf der Landstraße, auf dessen offener Ladefläche die Leute zum Rhythmus eines Trommlers tanzen.

Natur gibt's natürlich auch zu bewundern, auf einer Eisenbahnfahrt entlang des Flusses inklusive "Todeskurve", oder auf Wanderungen in den umliegenden Nationalparks. Hervorzuheben der Erawan-Nationalpark, in dem die Kaskaden von 7 übereinanderliegenden Wasserfällen im Sonnenlicht glitzern, deren Pools zum Baden einladen. Abends zurück in Kanchanaburi lockt dann der Nightmarket zum Essen unter freiem Himmel, unverfälschter Lebensstil der Einheimischen, der überall im Land erstaunlich wenig vom Touristenandrang verändert wird. Statt Fastfood steht auch heute noch Reis zum Frühstück auf dem Tisch, statt Cola nuckelt jedermann an den kleinen Plastik- Tütchen, frisch gefüllt am Saftstand. Hoffen wir, dass dieses Thailand noch lange eine Reise wert bleibt.

 

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