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Down Under - Die Ostküste

Mein erster Eindruck von Queensland macht seinem Namen als "Sunshine-State" keine Ehre. Townsville, wo ich nach 26 Stunden aus dem Greyhound-Bus steige, soll die sonnenreichste Stadt Australiens sein. Danach hätte ich den Rest gar nicht erst kennenlernen wollen, denn mich erwartet dort überwiegend Regen. Aber schließlich soll Sonne ja ungesund sein, von wegen Ozonloch und so, und warm ist's allemal. Selbst schuld, wer in der "wet season" reist. Townsville selbst ist ein ganz nettes Städtchen, Häuser im Kolonialstil am Hafen, eine einladende Fußgängerzone mit sonntäglichem Markttrubel, Cafes und Restaurants an den palmen-gesäumten Terrassen des Fisherman's Wharf.Magnetic Island

Mich zieht's mehr nach Magnetic Island, 8 km vor der Küste, zum größten Teil Nationalpark und einige schöne Badestrände. In den Hüttenanlagen kommen tropische Gefühle auf, die gut markierten Buschpfade sind wenig besucht, denn die meisten kommen zum Tauchkurs hierher. Doch die Aussicht über die grünen Hügel und Sandbuchten der ganzen Insel lohnt den Aufstieg durch lichten subtropischen Regenwald, Eukalyptus- und Nadelbäume, erfüllt von Vogelzwitschern und surrenden Grillen. Auf Forts Walk hat man vom gut erhaltenen Kommandoposten der Befestigungsanlage gegen die Japaner den besten Blick, als Zugabe sitzen wilde Koalas in den Bäumen wie niedliche Teddybären. Auf der Westseite der Insel eine ganz andere Vegetation, Mangrovensümpfe, schilfbestandene Wasserlöcher, quakende Frösche, Schmetterlinge und bunte Papageien.

Auf der Strecke nach Cairns lohnt ein Stop in Mission Beach. Der Regenwald reicht hier bis an den Strand, und wer's feucht liebt und das nötige Kleingeld auf den Tisch legt, kann eine Rafting- Tour auf dem Tully-River machen. Bungee-Jumping und Rap-Jumping ist der Renner, umgeben von idyllischer Natur kommt zugegebenermaßen mehr der Hauch von Abenteuer auf als auf einem Parkplatz in Paderborn.

Cairns ist Ausgangspunkt zahlloser Aktivitäten, man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Die Backpacker Resorts kämpfen um jeden Gast, schon am Busstop stehen Schlepper und stürzen sich wie die Geier auf die Neuankömmlinge, hier muss keiner seinen Rucksack selber tragen. Bunte Handzettel mit Dschungel- und Rifftouren locken, Tauchkurse stehen hoch im Rennen. Zum Abendessen geht's in die Disco, jawohl, richtig gehört. Für wenig Eintritt gibt's Steak, Pizza oder Lasagne mit Salatteller, eine Stunde lang Freibier, und die Musik ist passabel.Cape Tribulation

Für Naturliebhaber ein absolutes Muss ist die Cape Tribulation Tour. Mit dem Schiff bis Port Douglas, Tummelplatz der Reichen, das Miami des Great Barrier Reef, von da in den tropischen Dschungel nördlich von Cairns. Stilechte Hütten im Regenwald, Bushwalking am Morgen und in der Nacht, Postkarten-Strände am Cape Tribulation, Eindrücke, die man nicht so schnell vergisst. Jungle Lodge direkt am Cape bietet Partytime, Südseeambiente am Strand, aber wenig Möglichkeiten für eigenen Erkundungsgänge. Crocodylus Village in der Nähe des Daintree-River ist ruhig und idyllisch, ein Dschungelpfad beginnt gleich vor der Tür. Ein irres Gefühl, ein paar Schritte, und man fühlt sich wie in einem Gewächshaus. Hier ist Regen erwünscht, denn dann sieht alles noch viel eindrucksvoller aus, wie ein verwunschener Zauberwald. Wasserlöcher zum Baden, Strand, Viewpoints, alles kann man auf eigene Faust erforschen. Ehe ich mich versehe werde ich hier zum Schwarzarbeiter. Wegen Personalmangel sind Servierer und Tellerwäschergefragt, das Austeilen der üppigen Portionen mit Hausmannskost ist mit einem freien Abendessen gut belohnt.Barron Falls

Ausflüge in die Atherton Tablelands oder nach Kuranda gehören zum Standardprogramm in Cairns. Vom hübschen pflanzenbewachsenen Bahnhof in Kuranda fährt der Zug durch die Berge zurück nach Cairns, bekanntester Blick ist die 180 Grad Kurve am Barron-Fall. Die Schmalspur-Wasserfälle, die sich erst nach der Regenzeit ab März/April in voller Pracht entfalten, haben aber schon manchen enttäuscht. Kuranda selbst ist ein hübscher Marktort, Kunstgegenstände der Aborigines aus den umliegenden Dörfern sind hier günstig zu haben. Die Bumerangs kommen im Gegensatz zu ihren Plastik-Imitaten vom Nightmarket in Cairns zum Werfer zurück (das hängt natürlich auch von der Wurftechnik ab).

Verzichtet man auf den Tauchkurs, so zählt zu den Highlights auf jeden Fall eine Outer Reef Tour. Mit dem Katamaran fahren wir drei Stunden hinaus aufs Great Barrier Riff, wo die Vielfalt der Farben und Formen der Korallen, bunten Fische, Seegurken und Seesterne den Ruf als schönstes Tauchrevier der Welt zu Recht verdient. Ohne Sonne braucht man aber erst gar nicht hinaus fahren, denn dann wirkt alles grau in grau, und bei 24 Grad Luft- und Wassertemperatur klappern mir doch tatsächlich nach dem Schnorcheln die Zähne. Vor der Küste treibt ein Zyklon sein Unwesen und sorgt für Dauer- Regen, es wird Zeit, in sonnigere Gefilde aufzubrechen. Sydney Opernhaus

In Sydney scheint zwar endlich wieder die Sonne, dennoch fühle ich mich zunächst wie auf einen anderen Stern versetzt, Zivilisationsschock inmitten von Wolkenkratzern und Menschenmassen nach der Weite und Leere des Nordens. Nach zweistündigem Durchhänger auf der Dachterrasse meiner Unterkunft kommt doch der Forscherdrang durch, auf zum Sydney Tower, dem höchsten Gebäude Australiens mit hervor- ragendem Rundblick auf die Stadt und den weitläufigen Naturhafen. Leider wird der Blick auf Opernhaus und Harbourbridge von Wolkenkratzern versperrt. Diese beiden Wahrzeichen lassen sich am besten von der Hafenfähre zur Halbinsel Manly, dem Seebad Sydneys, oder vom botanischen Garten aus bewundern. Dort laden große Grünflächen, riesige Bäume und Palmen zum Verweilen ein, Eintritt frei. Lohnend ist auch der Aufstieg auf die Brücke selbst, einmaliger Blick vom Brückenpfeiler auf Hafen und Opernhaus. Am Aufgang liegt "The Rocks", das restaurierte Viertel der ersten Siedlerhäuser vor 200 Jahren. Peinlich sauber mit teuren Boutiquen wirken die Gassen künstlich, mir gefallen die hübschen viktorianischen Häuser nahe Kings Cross mit ihren verzierten Holzbalkonen und Grünpflanzen viel besser. Three Sisters

Auch in Sydney braucht man nicht auf Natur zu verzichten. 100 km entfernt liegen die Blue Mountains, Nationalpark und beliebtes Naherholungsgebiet. Ihren Namen verdanken sie der Blautönung, die durch starke Sonneneinstrahlung auf die Öl- und Staubpartikel der Eukalyptusbäume in den Tälern entsteht. Die Three Sisters, drei markante Felsen bei Katoomba, der Sage nach vom Vater verzauberte Schwestern, denen die Krieger des Nachbarstammes nachstellten, locken natürlich auch Horden von mit Videokameras bewaffneten Japanern an. In den Seitentälern und überall, wo man mehr als fünf Minuten die eigenen Füße bewegen muss, kann man jedoch lange Wanderungen unternehmen, ohne einer Menschenseele zu begegnen.

Trubel und Unterhaltung wird dagegen die Küste hinauf groß geschrieben, Byron Bay, der östlichste Punkt Australiens und die ganze Gold Coast hinauf bis Brisbane sind das australische Eldorado der Sonnenanbeter und Wellenreiter und von den touristischen Einrichtungen her durchaus vergleichbar mit der spanischen Küste.

Etwas ruhiger geht's da schon an der Sunshine Coast nördlich von Brisbane zu. Hier bietet Noosa mit seiner Lagune, der Flussmündung des Noosa und den Felsklippen im Nationalpark eine reizvolle Abwechslung zu den endlosen schnurgeraden Stränden. Den Blick vom Laguna Lookout genießen auch die Koalas, die dort in den Bäumen dösen. In Noosa oder günstiger noch in Hervey Bay ist der Ausgangspunkt für die beliebten Fraser Island Touren:

Man setze 9 Personen in einen Jeep, schicke sie zum Einkaufen für drei Tage Selbstverpflegung und setze sie auf einer einsamen Insel aus. Na ja, als einsam kann man Fraser wohl kaum bezeichnen, die größte Sandinsel der Welt ist zur Ferienzeit ein Traumziel der Australier, um ihr Allradfahrzeug auszutesten, der Strand fungiert als Autobahn. Mit der Morgenfähre soll's losgehen, vorher hält uns der Auto-Verleiher Vorträge über den Jeep, Skorpione, Schlangen, beißende Echsen, beruhigt uns aber: "davon stirbt man nicht, man wird nur sehr krank". Nur mit Mühe zwängen wir Camping-Ausrüstung, Vorräte und uns in den Jeep und setzen über. Rainbow Gorge

Buckelige Sandwege führen durch sattgrünen Regenwald im Inselinnern, im Pine Valley werden die Palmen bis zu 70 Meter hoch, dazwischen riesige Farne. Die hinteren Ränge gleichen Schleudersitzen, Gepäck und Insassen werden kräftig durchgerüttelt. Bei Flut ist der Strand nicht passierbar, also hetzen wir 60 km nordwärts zu den Champagne Pools, von Meerwasser überspülte Felsenbecken zum Baden. Von den Felsen ein Superblick über die meterhoch aufklatschende Brandung, langen weißen Strand und blaues Meer. Landeinwärts riesige weiße Sanddünen, kontrastreich im Hintergrund die dunkelgrüne Waldsilhouette. Am Fuß der Dünen schlagen wir die Zelte auf, zermetzeln Berge von Gemüse fürs Abendessen und genießen das Rauschen des Meeres unter funkelndem Sternenhimmel.

Entlang des Oststrandes verleiten zahlreiche Naturschönheiten zum Fotostop, die Cathedrals, die Pinnacles und Rainbow Gorge aus leuchtend roten und gelben Sandsteinformationen oder Eli Creek, ein kleiner Fluss, in dessen Strömung man sich entlang der Dschungel-Böschung bis zur Mündung treiben lassen kann. Am Strand liegt das riesige, vom Rost zerfressene Wrack eines vor Jahren aufgelaufenen Luxusdampfers. Die zahlreichen Freshwater-Lakes im Landesinnern haben jeder seinen eigenen Reiz: Lake Bowaraddy mit seinen Schildkröten, Lake Wabby schimmert dunkelgrün zwischen weißen Sanddünen, über die man schwungvoll hinunterrollen und wie ein paniertes Schnitzel im See abtauchen kann, Lake McKenzie glitzert mit kristallklarem Wasser im Sonnenlicht, Lake Boomanjin mit dem rostfarbenen Grund und abgestorbenen Büschen erinnert eher an eine Moorlandschaft.

Zum Schluss bleibt selbst auf dieser kleinen Insel das Gefühl, das mich während meiner ganzen Australienreise begleitet hat: Es gibt viel zu sehen, see you next year.

 

Copyright (c) 2005 Karin Berger Alle Rechte vorbehalten.

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